#Fotolern Teil 4: die Belichtung

Die Digitale Fotografie mit ihren Auto-Modi hat dazu geführt, daß früher selbstverständliches Handwerkszeug heute wieder neu erlernt werden darf.
Vor- und Nachteile liegen, wie immer im Leben, eben dicht beieinander...

Zum Verständnis des Zusammenspiels der 3 Basiseinstellungen für jedes Foto, nämlich Blende, Belichtungszeit und Empfindlichkeit (ISO), kann ein kleiner Mogelzettel hilfreich sein. Später in der Fotografenkarriere gehen einem diese Zahlen in Fleisch und Blut über. :)

Habt den Mut zum Manuellen Modus!

Wer erstmal mit nur einem Wert experimentieren möchte, verwendet den Av- oder Tv-Modus.

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Quelle: Cheatcard

Die Cheatcard gibt's auch als PDF zum Ausdrucken unter der angegebenen Quelle, es ist aber eine Registrierung erforderlich (Werbung).

Einstellungsbereich der Belichtungszeiten

Eine moderne Digitalkamera ermöglicht meist eine Einstellung der Belichtungszeit zwischen 1/4000s und 30s, was schon eine ordentliche Bandbreite ist. Jenseits der 30s gibt es noch den Bulb-Modus, auf den ich später zu sprechen komme.

Grenzen der Freihandfotografie

Ich habe in den alten Zeiten der Fotografie ohne elektronische Helferlein von meinem Vater beigebracht bekommen, daß bei einer Belichtungszeit länger als 1/125s die Gefahr des Verwackelns massiv ansteigt und die Fotos somit unscharf werden können. Also spiele mit Blende und Filmempfindlichkeit (heute ISO-Wert des Sensors), um oberhalb dieses Grenzwertes bleiben zu können, oder nutze ein Stativ oder zumindest eine Auflage für Arm oder Kamera.

Heutzutage haben wir die Bildstabilisierung in der Kamera (am Sensor) oder am Objektiv (durch entsprechende Linsen), manchmal sogar beides kombiniert. Als Daumenregel gewinnt der Fotograf mit modernem Equipment hier bis zu 3 Blendenstufen bzw. kann eine 3 Stufen längere Belichtungszeit wählen, ohne daß die kleinen Wackler der Hand zu sehr sichtbar werden. Mit diesem Helferlein habe ich also auch bei 1/15s Belichtungszeit noch eine Chance, freihand nicht zu doll zu verwackeln.
Aber grau ist alle Theorie; bitte selber ausprobieren, wo die Grenzen Eurer Ausrüstung liegen.

Reihenaufnahmen

Mehr der humoristischen Vollständigkeit halber sei auch daran erinnert, daß sich Reihenaufnahmen und längere Belichtungszeiten "beißen" können. Wer 10 Bilder pro Sekunde schießen möchte, kann das nur mit einer kürzeren Belichtungszeit ab 1/10s machen.
Ein einfacher Dreisatz hilft hier... :)

Himmelfotografie

Ich mache thematisch immer gerne einen Ausflug in die Himmelsfotografie, und auch hier ist die Belichtungszeit ein wichtiger Faktor.
Ein Stativ ist natürlich Pflicht. Ich schalte die Bildstabilisierung von Kamera und/oder Objektiv aus, wenn ich vom Stativ fotografiere, aber dazu gibt's auch kontroverse Meinungen. Jeder ist seiner Bildschärfe eigener Schmied... :)

Mond

Unser nächster Nachbar, der Mond, bewegt sich erstaunlich flott durch unseren Bildausschnitt, deswegen muß hier besonders aufgepasst werden. Jenseits einer 1/10s Belichtungszeit reicht die Mondbewegung bereits aus, um eine "Bewegungs"-Unschärfe zu produzieren. In der Kombination der Einstellungen also darauf achten, daß keine "Langzeit"belichtung dabei herauskommt.

Sterne

Deutlich weiter weg von uns ist dann ein anderes Motiv, die Sterne.

Hier kann man die Erddrehung nutzen, um mit langen Belichtungszeiten von mehreren Minuten die Sterne mit ihrem Licht malen zu lassen. Richtig gut wirkt das aber nur, wenn man die Kamera vorher auf den Himmelsnordpol ausgerichtet hat.

polar.jpg
Quelle: @argalf

Möchte ich hingegen den Sternenhimmel, wie ihn das Auge des Betrachters wahrnimmt, fotografieren, gilt es, diesen Effekt zu vermeiden.

milchstrasse.jpg
Quelle: pixabay

Die dafür erlaubte Belichtungszeit, bevor aus den Punkten der Sterne wieder "Schlieren" werden, hängt von der Brennweite des Objektivs ab. Ich habe mir dafür folgende Daumenwerte erarbeitet:

24mm Brennweite = ca. 20s max. Belichtungszeit
...
200mm Brennweite = ca. 2s max. Belichtungszeit

Ihr seht, daß ein Weitwinkel (das man für diese Aufnahmen wahrscheinlich eh auf der Kamera hat) deutlich mehr Spielraum bei der Belichtungszeit bietet.

Bulb Modus für die Langzeitbelichtung

Nicht jede Kamera hat diesen Modus, und er ist auch nur im vollständig manuellen Modus auswählbar.
Hier wird der Verschluß der Kamera so lange offen gehalten, wie der Auslöser gedrückt gehalten wird; also auf Wunsch auch länger als die max. 30s einer Standardauswahl.

Das ist aber etwas für den Spezialisten; ich habe keine eigenen Erfahrungen damit. Meine jetzige Canon M50 ist meine erste Kamera, die mir das überhaupt anbietet.

Eine Methode der Fernauslösung (mechanisch, Bluetooth, WLAN) ist natürlich Pflicht, denn manuelles Rumfingern am Auslöser während der Aufnahme verwackelt auch das robusteste Stativ.

Sensorrauschen

Der Hinweis auf eine Besonderheit der Digitalen Fotografie soll den Artikel schließen.

Der Sensor in unserer Kamera ist ein elektronisches Bauteil, und das wird bei intensiver Nutzung warm!
Da brennt nichts durch :), aber eine starker Erwärmung des Sensors führt zu stärkerem Bildrauschen und damit sinkender Bildqualität. Das muß dem Fotografen klar sein, wenn er mit langen Belichtungszeiten oder dem Bulb-Modus arbeitet.
Derselbe Effekt wird übrigens auch durch die Außentemparatur hervorgerufen. Ein Sommertag mit 30° ist also nicht die optimale Umgebungsbedingung für die Langzeitfotografie.


Ich hoffe, Ihr hattet Spaß beim Lesen.
Meine bisherigen Artikel zum #fotolern Projekt von @altobee findet Ihr hier:

#Fotolern Teil 1: Ausrüstung
#Fotolern Teil 2: Motive
#Fotolern Teil 3: Blende

Canon EOS M50 - erste (persönliche) Erfahrungen
Der Mond - meine erste Annäherung

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